Montag, 25. September 2017

Neues Logo, neue Webseite, neues Erscheinungsbild – Wir sind jetzt auch mega schön!


Ihr findet uns ab heute unter www.megaschoeneweide.de


Unser Blog, unser Herzensprojekt Megaschönweide sollte schöner werden. Dank der Kiezkasse OSW konnten wir das Projekt angehen und unseren Internetauftritt professioneller, verspielter, lockerer, schicker, übersichtlicher und vor allem leserfreundlicher gestalten – lassen.
Wir haben jemanden gefunden, der das Kunststück für uns fertig gebracht hat: Die Agentur Denken & Handeln. Und jetzt haben wir all das und ein Logo, einen Stadtplan und sind sogar bei Instagram (keine Ahnung wie das passiert ist). Wir fühlen uns so frisch wie wir nun digital auch aussehen. Wir hatten keine Komplexe, aber wir wünschen uns nichts mehr als gelesen zu werden und dass die Läden, Cafés und Restaurants, die Künstler und die Akteure von hier besucht und bekannter werden. Denn nur so halten wir unseren Kiez am Leben.

Mehr zu unserem neuen Erscheinungsbild findet ihr hier.

 

Unsere bisherige Website auf megaschoeneweide.blogspot.de wird noch eine Weile bestehen bleiben aber Neuerungen gib es nur noch auf megaschoeneweide.de. Wir sind stolz wie Bolle und freuen uns wie 10 Schnitzel ob nun Veggie oder Flexi und bedanken uns sehr. Bei den Schöneweiderinnen fürs Lesen und Kommentieren, der Agentur Denken und Handeln für das Möglichmachen und Umsezten unserer Wünsche (und die Engelsgeduld) und der Kiezkasse OSW. Und wir freuen uns wie immer auf euer Feedback!
Megaschöneweide ist für Dich: Nieder/Ober/Schöneweide.

Dienstag, 5. September 2017

Women at work - unser Blog wird schöner

Es ist zuletzt etwas ruhiger geworden um unseren Blog Megaschöneweide. Aber wir sind noch da und auch sehr fleißig. Hinter den Kulissen arbeiten wir hart, aber gut gelaunt  an unserem Blog Relaunch: mit großartiger Agentur-Unterstützung (der Kiezkasse OSW sei Dank).

Wir können es kaum erwarten euch bald unser neues Gesicht zu zeigen und geben vorm großen Boxenstopp, dem Straßenfest auf der Wilhelminenhofstraße am 01.10.2017 noch mal richtig Gas. 

Bis bald in megaschön. 
Meri & Leo

  
        Copyright Foto: WF-Archiv im Industriesalon

Samstag, 12. August 2017

Bella Schöneweide

Es hat etwas gefehlt. In meiner Ecke.
Ich hätte nicht sagen können, was ich vermisst habe, bis ich die kleine Manifattura del gusto von Giuseppe betreten hatte. Diese liegt in der Rahenaustraße den Rathenauplatz verlassend ein Stückchen weiter in Richtung Wuhlheide. 


Sommer. Sonntag Abend. Zu Berlin's schönster Stunde. Wenn der Tag in den Abend kippt und die Menschen glücklich, sonnengereift und etwas müde von den Ausflügen nach Hause kommen, ihre Badetaschen hinter sich her ziehend.  Der breite Bürgersteig. Das Leben draußen.  Die Roller, die vorbeiknattern. Bei Guiseppe schauen sie alle rein. Mal neugierig, um kurz Hallo zu sagen oder um sich eine Pizza mitzunehmen.
Wir kommen um sitzen zu bleiben. Ein gut gelaunter Guiseppe bringt uns die Karte oder Vorschläge was er uns noch so zaubern könnte, was nicht auf der Karte steht. Nebenbei stimmt der Chef des Hauses mal hier mal dort eine Phrase des im Hintergrund erklingenden italienischen Lieds mit an. 

Guiseppe ist gelernter Koch und wohnt schon acht Jahre in Oberschöneweide. Bevor er aus Turin hierher kam (seine Familie kommt allerdings aus dem Süden von Italien) hat er auch in Spanien gelebt und gearbeitet.  Er hat fast zwei Jahre mit dem Gedanken gespielt aus dem leeren Ladengeschäft etwas zu machen. Vor ca. drei Monaten hat er dann aus seinen Gedanken Taten werden lassen und seine Manifattua del gusto eröffnet. Welch ein Glück für uns.  Der kleine Laden ist liebevoll gestaltet, überall gibt es etwas zu entdecken und natürlich fühlt man sich promt nach Italien versetzt und so schmeckt es auch. Wirklich lecker. Vor kurzem zog Giovanni, der Pizzabäcker (direkt aus Italien importiert) samt neuen Pizzaofen in den Laden ein.  

 

Die Pasta ist frisch und die Pizza wird nach dem wahren neapolitanischen Reinheitsgebot  gebacken. Alle Zutaten, die für die Pizza verwendet werden, kommen wie der Pizzabäcker selbst, direkt aus Italien. Die Lebensmittel wie bspw. Salami und Schinken aber auch Mehl und Mozzarella kann man hier ebenfalls kaufen. Künftig soll es einmal im Monat eine Spezialpizza geben und momentan wird an einem Rezept für eine Dinkelpizza getüftelt. Auch an einer veganen Pizza will er sich probieren: Guiseppe ist wirklich in Berlin angekommen. Ein täglich wechselndes Pastagericht gibt es auch. Unter der Woche gibt es mittags zudem ein Tagesgericht für nur 4,50 Euro.

Mit Guiseppe und seiner Manifatturo kam Amore in den Kiez. Nach unserem Abend bei Guiseppe, flanieren wir halb Händchen haltend, halb knutsched in die Abendsonne - mit ganz viel Italien im Bauch.


Guiseppe's Lieblingspizza ist übrigens die Pizza Margherita. Giovanni, der Pizzabäcker hat gerne etwas mehr Belag. Am liebsten: Zwiebeln, Thunfisch, Salami scharf und Paprika. 








 
PIZZA auf dem Foto oben: Manifattura dal Italiana






Manifattura del gusto
Rathenaustraße 12
12459 Berlin

 030/54893752
manifatturadelgusto.de


Text und Fotos: Leo

Donnerstag, 27. Juli 2017

"Träum mit mir"

- ein Buch aus Schöneweide 

Kreative Menschen in Schöneweide - wir lieben sie.

Eine davon ist Paja Reisch.  Sie hat ein Kinderbuch geschrieben und illustriert und engagiert sich ehrenamtlicher für sozial benachteiligte Kinder. Beides finden wir sehr bewundernswert und deswegen schreiben wir hier über sie und teilen ihren Aufruf zur Unterstützung ihres Ehrenamts.

Aber erst mal ihr Buch. "Träum mit mir" heißt es und steckt voller liebevoll gezeichneter Tierbilder und Reime, in die kleine Rätsel verpackt sind. Wie gemacht als Einschlafgeschichten für kleine Entdecker.




Die Idee kam Paja, die erneuerbare Energien an der HTW studiert hat und eigentlich im Bereich Physik/Mikroskopie arbeitet,  beim Geschenke basteln für Kinder im Familienkreis. Zeichnen und Schreiben sind also 'nur' ihr Hobby - ziemlich stolz war sie trotzdem,  als ihre Idee dann ein echtes print on demand Buch wurde. Das heißt, ihr könnt es überall im Buchhandel bestellen. 
Hier in Schöneweide gibt es sogar ein paar Läden, in denen das Buch im Regal steht. Bei der Peak Buchhandlung zum Beispiel. Oder auch bei CharLe und bei Fachgerecht.

Mehr über Paja und ihr Buch findet ihr auf ihrer facebook Seite https://www.facebook.com/Paja.Reisch/


Außerdem engagiert sich Paja in ihrer Freizeit im Orga-Team bei der gemeinnützigen Organisation "nepia" (= "Netzwerk für Persönlichkeitsentwicklung in außerschulischen Aktivitäten"). 
Nepia organisiert Nachmittagsbetreuung für Kindern an so genannten Berliner Brennpunktschulen. Einmal im Jahr organisieren sie außerdem ein Feriencamp für die Kinder. Und für dieses Camp werden aktuell noch Betreuerinnen und Betreuer und Spender gesucht. Eine ganz wichtige Arbeit wie wir finden, daher folgt hier der Aufruf zur Unterstützung:


"Was macht nepia e.V.?

Im Rahmen von Schul-AGs soll Grundschulkindern aus sog. „Brennpunktschulen“ in Neukölln die Möglichkeit geboten werden, durch spielerische und sportliche Aktivitäten ihre verborgenen Interessen zu entdecken. Wir möchten den Kindern eine vielfältige Persönlichkeitsentwicklung ermöglichen, ihre Talente nachhaltig fördern und ihnen so Chancen und Möglichkeiten eröffnen.
nepia e.V. stellt dafür den Kontakt zwischen Schulen und den Menschen her, die sich gerne ehrenamtlich engagieren wollen und ihr Können und Wissen an die Kinder weitergeben möchten. 

Einmal im Jahr veranstaltet nepia e.V. auch ein Feriencamp am Rande von Berlin. Dieses hat bereits 2014 und 2016 erfolgreich stattgefunden. 
Auch in diesem Jahr möchten wir das Feriencamp wieder zum Leben erwecken und suchen dafür noch Gruppen-, bzw. StationseiterInnen, die während des Camps vor Ort mitwirken möchten und/oder Paten für die Kinder, damit das nepia-fereincamp traditionell kostenlos für die Kinder bleiben kann. 

Ausschreibung Gruppen-, bzw. StationsleiterInnen: www.tinyurl.com/MachMit2017
Ausschreibung Pate/in: www.tinyurl.com/Patenschaft2017
Spendenplattform betterplace: https://www.betterplace.org/de/projects/55975
videografischen Eindruck vom nepia-fereincamp 2014: https://www.youtube.com/watch?v=gWe4Lc4ZjnM


Schöneweide hat Paja übrigens gepackt und nicht mehr losgelassen. Für das Masterstudium kam sie vor 6 Jahren hier her und kann sich inzwischen nicht mehr vorstellen, wo anders in Berlin zu wohnen. Sie sagt dazu: ,,Dass es hier so grün und ruhig ist, schätze ich am meisten. Um den Kopf frei zu kriegen gehe ich total gerne in der Wuhlheide spazieren oder setze mich an die Spree beim Kaisersteg. Da kommen mir auch immer die besten Ideen. Ich bin der totale ,draußen' Mensch und mag Schöneweide auch deshalb so gern, weil man hier von dem Großstadt-Trubel nicht so viel mitbekommt. Die süßen kleinen Läden, hübschen Cafes und die tollen Veranstaltungen von den vielen kreativen Menschen hier sind dann sozusagen das Sahnehäubchen. Alles in allem ist es hier total gemütlich und einfach schön. Schöneweide hat viel mehr zu bieten als man denkt." 
Das können wir nur unterstreichen. Danke Paja!

- geschrieben von Meri, die Fotos sind von Paja Reisch -

Dienstag, 18. Juli 2017

BETT Café

Hier könnten wir ohne weiteres den ganzen Sommer verbringen. Das BETT Café im Gartenhaus und Hinterhof der Wilhelminenhofstraße 19 ist eine echte Oase in OSW. Die Kinder parken wir im liebevoll gestalteten Hof und Garten, wo man sich auf schönsten Sitzmöbeln, darunter mindestens  zwei Betten, niederlassen kann, und wo es ein Sandkastenboot und einen beeindruckenden Kinderfahrzeugfuhrpark gibt. Wir holen uns einen dieser phantastischen selbstgebackenen Kuchen und lassen den lieben Alltag einen tiefen Milchschaumkaffeeschluck lang einen guten Mann sein.




Suppe gibt es im BETT Café übrigens auch und das Sortiment wird stetig erweitert. Sonntags ab 10h gibt es das absolut großartigste Frühstück in town. Schon optisch ist das Buffet eine Augenweide. Man merkt, dass das BETT - eigentlich nämlich ein Coworking Space - durch und durch von kreativen Menschen ersponnen und zu Wirklichkeit gemacht wurde.
Über das Team und Konzept, dass hinter dem BETT steht, haben wir an anderer Stelle schon geschrieben. Das Café ist nun vor allem Delias (r.) Baby, die leckeren Kuchen kommen von Carina (l.).



Außer Käffchen trinken und coworken kann man im BETT auch regelmäßig feiern. Allem vorran am BETTwoch, der Mittwochsparty ab 18h und auch sonst gibt es immer wieder einen Anlass die Kronkorken knallen und Eiswürfel klimpern zu lassen, z.B. am Freitag, den 21.07.17 zur BETTtaste Party. Mit den Einnahmen werden die nächsten Umbauten im BETT finanziert. Am Sonntag, den 23.07.17, gibt es einen Flohmarkt im BETT.

BETT Café
Wilhelminenhofstraße 19
12549 Berlin
Mi 10.00 – 22.00 // BETTWOCH – The Better Wednesday
Do 10.00 – 20.00
Fr 10.00 – 22.00
Sa 10.00 – 20.00
So 10.00 – 18.00 // Frühstück im BETT

Mehr zum BETT findet ihr auf ihrer Homepage
http://www.bett-coworking.de/

Über die Veranstaltungen hält euch ihre Facebook Seite auf dem Laufenden




- Text von Meri, Fotos vom BETT, danke dafür - 

Freitag, 7. Juli 2017

Wäscheständer in der U-Bahn und warmer Regen: Ein Interview über Heimat mit den Matrosenhunden


Die Matrosenhunde. Das sind Fine und Madeleine. Grafikerin/Illustratorin und Texterin. Bild und Wort. In ihren Werken kommunizieren sie miteinander. Das Bild antwortet auf den Text und umgekehrt.  Im ihrem Dialog entsteht das, was sie für mich unwiderstehlich macht.  Peng und Poesie. Alltag wird wunderlich. Schwer Fassbares wird klar. Das Große im Kleinen.

Um zu erklären, was die Matrosenhunde mit Schöneweide zu tun haben und was mit mir, hole ich zuerst meine bewährte Kreistheorie ins Boot:  Alles hängt zusammen und führt zum anderen und ineinander. Wie die Kreise auf der Wasseroberfläche, wenn man Steine über das Wasser springen lässt. Das passiert irgendwie öfter in meinem Leben aber selten so schön wie mit den Matrosenhunden.






Heimat ist schon immer eines meiner großen Thema. Da kann ich melancholisch werden, da kann ich an einen leuchtenden Sternenhimmel denken und an Menschen, die dort geblieben sind und bei denen mir warm ums Herz wird, wenn ich an sie denke.  
Wohingegen es kein Haus gibt, kein Zimmer, keine Sachen zu denen ich zurück gehen könnte. Die gibt es nur im Kopf. Heimat ist für mich ein in gleichen Teilen endloses wie auch wiederkehrendes Thema, das ich immer wieder versuche in Worte zu fassen – und bei dem Versuch dessen oftmals ein leicht stöhnendes Augenrollen ernte: Schon wieder?


Matrosenhunde. "Jetzt steht es da und ich lasse es stehen."


Vor 4 Jahren stand ich auf der Leipziger Buchmesse. In der Halle 4. Dort wo die kleinen Buchverlage sind und die Kunstschulen Abschlussarbeiten ausstellen.  Und an einem kleinen Stand habe ich die  Nummer 7 (von 20) der limitierten Auflage des kleinen Risographie-Heft's: "Heimat klappt besser, wenn ich nicht dort bin" gekauft. Von den Matrosenhunden. Sie hatten mit dem Heft die Antwort für mich und meinem "Heimat-Dilemna" eingefangen – auf ein paar Seiten. 
Daheim habe ich recherchiert. Wollte mehr haben von den Matrosenhunden und wurde  etwas süchtig. Nach den Geschichten, die ihre Werke in meinem Kopf regelmäßig losgetreten haben. 

Vier Jahre später, also vor kurzem, habe ich bei M i MA, einem der wundervollsten Blogs im Netz, einen Beitrag über die Matrosenhunde gelesen. M i MA hat mit Ihnen ein wunderschönes Interview geführt, das ihr hier nachlesen könnt. Meine Heimat – in Form der besten Freundin –  meldete sich und meinte, hast Du  bei M i MA gelesen, dass Fine in Oberschöneweide groß geworden ist? Hatte ich! Wow. Kreise. Überall. 

Wir haben Fine und Madeleine getroffen und ganz lange und sehr herrlich über Heimat gesprochen. Über Ost und West. Über die Schafe auf der Theresienwiese in München, Perlenketten in Kiel und das beruhigende Geräusch, wenn die Straßenbahn um die Ecke quietscht.




Matrosenhunde. "Du brauchst ein Gegenüber."


INTERWIEW mit den MATROSENHUNDEN

Wo kommt ihr her? Verbindet Euch noch etwas mit diesem Ort?

Fine:
Oberschöneweide, Berlin. Daher habe ich meine Liebe zur Industriearchitektur, zur Abendsonne und meinen Willen, mich immer durchzuwursteln – auch, wenn mir jede Nacht in den Hausflur gepinkelt wird.

Fine, alte Wohnung in der WIlhelminenhofstraße, Küche hintenraus


Madeleine:
Ich komme aus München. Meine Eltern sind beide dort geboren, und obwohl ich selbst kein Bayrisch – bzw. Münchnerisch – spreche, fühle ich mich dort einfach historisch verwurzelt. Ich liebe die Isar, echte Brezn, Biergärten und das goldene Licht im Hofgarten. 

Die katholisch geprägte Hügellandschaft des Dachauer Hinterlands, wo ich den Großteil meiner Kindheit verbracht habe. Kleine Weiher, die Alpen, Technicolor-Farben und Steckerlfisch. Im Grunde also alle guten Klischees und das behagliche Gefühl, dass alles funktioniert und geregelt ist. Es gibt Rolltreppen, klare Zuständigkeiten und eindeutige Vereinbarungen. Am schönsten See bei München kam einmal ein Mann im grünen Overall, um an einer robusten, noch seidig polierten Ausflugsbank prophylaktisch die Schrauben festzuziehen. Für die Sicherheit. Im Angesichts eines Berges und des silbern glitzerndes Wassers. Das ist für mich Bayern in einem Bild.

Gleichzeitig bin ich auch aus diesem Grund von dort weggegangen und habe mir neue Gefilde erobert, die mehr mit meinem Inneren Ich zu tun haben. München wird ja immer bleiben, auch wenn ich aus Gründen nicht dort lebe, einfach durch meine eigene Geschichte.

Madeleine an der Isar



Ist das eure Heimat?

Fine:
Jahrelang hat es gereicht, Berlin als Heimat zu haben. Dabei kenne ich immer noch nicht alles. Mein Opa ist jede Woche mit dem Bus oder der U-Bahn immer eine Station weiter gefahren, da ausgestiegen und hat sich „mit dem Viertel vertraut gemacht“.
Meine Kinder-Heimat besteht auf jeden Fall aus mehreren Orten: OSW, Friedrichshagen, Treptow, Mitte, Prenzlauer-Berg, Braunsdorf, Töpchin. Mit jedem Lebensjahr und jeder neuen Station erweitere ich meinen Heimat-Begriff.

 
Fine. Kindergartengruppe (nicht im Bild: das Spreeufer, links)

Madeleine:
München ist ein Teil meiner inneren Heimat, meiner Identität und Vergangenheit und vor allem meiner Familie. Mein Opa hat dort Schafe gehütet auf der Theresienwiese, meine Oma ist dort mit mir einkaufen gegangen und zu „Pizza Hut“ (deutsch ausgesprochen), meine Mutter ist dort aufgewachsen und hat immer dort gelebt, mein Vater hat dort Brücken und Kanäle gebaut und Baustellen fotografiert, meine gesamte Verwandtschaft ist in erster Linie aus München und dem bayrischen Schwaben, hinter Augsburg. Jetzt ist der Großteil meiner Herkunftsfamilie mittlerweile tot. 


Madeleine's Opa. Theresienwiese. Schafe. Hund.


Auch dadurch ist München mittlerweile eher eine Nostalgie, etwas, was mir sehnsuchtsvolle Herzschmerzen macht, was immer eine Rolle in meinem Leben spielen wird und dennoch nicht mehr passt, nicht zu der Mentalität passt, die mir wichtig geworden ist und trotz aller Funktionalität irgendwie zu glatt für mich ist. 

Ich muss da manchmal auftanken, eine Ausgezogene essen und eine Teekanne auf meinem Lieblingsvolksfest, der Auer Dult, kaufen. Nostalgisch sein und mich kurz verorten und überall Erinnerungen aufsammeln. Eine Zeitung aus dem Zeitungskasten holen und „Grüß Gott“ sagen. Dann kann ich auch wieder fahren. Zurück nach Berlin, die Stadt, mit der ich lange warm werden musste, die Stadt, in der Menschen mit Wäscheständern U-Bahn fahren, in der es egal ist, wie ich rumlaufe und wo immer irgendetwas rumliegt. 

Die Stadt, die von Seen, Kiefern und Buchen und rührend ausgemergeltem Sandboden umgeben ist, in der ich nichts Pittoreskes finde, aber eine eigene, schroffe Zärtlichkeit, viele Lebensentwürfe und völlig unterschiedliche Stadtteile nebeneinander: die Möglichkeit einer stetigen Neuentdeckung, egal, um welche Uhrzeit.



Und was ist das genau: Heimat?

Fine:
Heimat ist Gefühl. Auch ein kleines Gefühl zählt ja. Heimat ist ein Geruch, eine Vertrautheit. Heute morgen in der Grimmstraße hat es nach Holzofen gerochen, da war ich direkt wieder im Italienurlaub mit meinem Gefühl. Aus Schöneweide bin ich schon lange weggezogen und trotzdem ist immer noch diese extra Sehnsucht da und ein seltsame Liebe. Nach dem speziellen Licht, der Architektur, dem Wasser. Sehnsucht funktioniert am besten mit Abstand. Immer.

Heimat sind Menschen: Katzen binden sich ja an Orte, Hunde an ihr Rudel. Auf den Schultern meine Papas war ich jahrelang genauso zu Hause wie in meinem Zimmer oder der Achselhöhle meiner Mama. Heimat ist Geborgenheit und Erinnerung: Da, wo es gut war. Ich bin auch im Sommer zuhause, wenn es nach warmen Regen riecht. Oder im Winter, wenn ich den letzten Kohleofen in Berlin erschnuppere. 

 
Fine. Wilhelminenhofstraße, Aufbruch nach Italien.


Madeleine:
Ich glaube, ich bin noch nicht fertig damit, diesen Begriff für mich zu definieren, vielleicht begleitet einen das auch das gesamte Leben lang. Heimat ist Identität, ist Geborgenheit, ist Geschichte und Zugehörigkeit. Heimat ist Coming of Age. Heimat, das sind Orte und Erinnerungen, commitment und Vertrauen, Heimat ist Zuhause und somit auch etwas, das ich selbst erschaffen kann. Peter Fox’ „Haus am See“ oder, wie in „To built a home“ von The Cinematic Orchestra: „I built a home, for you, for me.“ 

Die eigene Gang, meine selbst gegründete Familie: Mein Freund, meine Kinder und das, war wir gemeinsam neu erleben und zu Erinnerungen machen, ist meine Heimat. Auf der A9 aus München kommen und wieder Kiefern sehen, deren Stämme im Sonnenuntergang rot leuchten, unspektakulär und wunderschön.

Madeleine. Trachtenjankerl und ein Pferd auf der Wiesn.



Ihr habt dann Eure Heimat verlassen und seid seitdem an verschiedenen Stationen (u.a. Paris, Wien etc.) gewesen: Hat sich da etwas (was) nach Heimat angefühlt, was hat geholfen in der Fremde? Hattet ihr Heimweh?

Fine:
Ich tue mich schwer mit Reisen und habe jedes Mal schreckliches Lampenfieber. Eigentlich kann ich nicht verstehen, warum Orte nicht mehr mir gehören. Wenn ich in Paris bin, meide ich die Rue des Vertus – es tut einfach zu weh, nicht in diese rote Tür reinzugehen, die Treppe rauf und Zuhause zu sein.

Vielleicht ist es Frühvergreisung, aber ich kehre gerne im Kopf an die Orte zurück, die für mich Heimat sind. Ich liebe den Geruch von warmer Dachpappe im Sommer. So hat es in meinem Kindergarten gerochen und auch in den Gartenlauben meiner Großeltern. Letztes Wochenende haben wir Familienmitglieder meines Freundes auf ihrem Stellplatz in Zeesen besucht, da hat es wieder so gerochen und wir wollten gleich einziehen. Einstiegsfrage auf dem Spielplatz dort war „Bist du auch Dauercamper?“  

 Matrosenhunde. "Der Großteil des Lebens besteht aus verschwundenen Dosenöffnern."



Madeleine:
Ich kenne das auch, dieses „umgekehrte Heimweh“: nach Orten, die zu einem gehört haben und jetzt nicht mehr, Häuser, in denen fremde Menschen wohnen, Straßen und Brachflächen, die es nicht mehr gibt, polierte Fassaden und neue Supermärkte und rosafarbene Neubauten, deren Bewohner keine Ahnung haben, dass die Rutsche auf dem Spielplatz im Sommer immer die allerheißeste des Dorfes war, dass wir Baumhäuser gebaut haben und unter weggeworfenen Autoteppichen die Eidechsen wohnten, dass der Rodelhügel früher ein Haus mit Sonnenblumengarten war.

Das Verrückte ist, früher ist noch nicht mal besonders lange her.
Was ich erst lernen musste, war, Orte so zu nehmen, wie sie sind. Nicht nach Analogien zu suchen, nach etwas, das vermeintlich bekannt und ähnlich ist. Natürlich mache ich das immer noch und freue mich daran, wenn mich eine Sache an eine ganz andere erinnert. Aber jetzt spielerisch und nicht mehr suchend. Mit Orten ist es ja wie Menschen, man sollte sie, denke ich, in ihrem So-sein erst nehmen und ihnen ebenbürtig begegnen, ohne ständige Projektionen.

Was ich überdies festgestellt habe, ist, dass ich wohl nie wirklich außerhalb des deutschsprachigen Raumes leben kann. Eine Zeitlang bestimmt, ich möchte noch viel sehen von der Welt. Nur ist die deutsche Sprache und der Umgang mit ihr, privat und beruflich, für mich so identitätsstiftend und elementar, bedeutet mir so viel, dass ich das nicht aufgeben könne. Vielleicht ist Heimat also auch ein wenig „Muttersprache“, zumindest für mich.

Madeleine. Obstsalat. Muster.



Fine, Du bist in OSW groß geworden:
Wie war es hier aufzuwachsen? Und welche Erinnerungen sind besonders prägend gewesen?


Fine:
Ich hab gestern nach Fotos von Schöneweide gesucht und obwohl ich viele Bilder im Kopf habe, ist wohl wenig fotografiert worden. Es war wohl einfach nicht so ein Hintergrund für Fotoalben. Stattdessen zu sehen: auf Reisen, Garten der Großeltern etc.

Ich versuche deshalb gerade, meine Kopfbilder aufzuzeichnen und daraus ein Buch zu machen: Besonders prägend war natürlich die Wende, die in Schöneweide überall sichtbar waren: Die Arbeitslosen in den Kneipen, die zugemauerten Häuser, unsere abgerissener Balkon, die Trabischlange zur Brücke in den Westen, Demos gegen die Treuhand – es war schon krass.

 
Fine. Alte Wohnung in der Wilhelminenhofstraße, vorne raus


Deswegen betrachte ich die Aufwertung des Viertels, wie sie in den letzten Jahren stattgefunden hat, mit Wohlwollen: Oberschöneweide war ein traditionell gewachsenes Arbeiterviertel mit viel Armut, Schichtarbeit, Dreck und Arbeiterkneipen. Wenn ich bei Kindergartenkameraden zum Geburtstag eingeladen war, mussten wir ganz leise im Wohnzimmer, der 1,5-Zimmer-Wohnungen spielen, damit der Vater im Schlafzimmer, der gerade von der Schicht nach Hause gekommen war, nicht aufgeweckt wurde. Solche Arbeits- und Lebensbedingungen kannte ich aus dem Umfeld meiner Familie nicht.
Dann kam die Wende mit den ganzen Arbeitslosen, das war heftig. Und dann kamen die Nazis, das war schlimm.

Wenn ein Viertel sozial so abgewirtschaftet ist, versuchen die Stadtplaner ja immer eine U-Bahn-Anbindung zu legen, damit die Studenten kommen. In Schöneweide war man ganz schlau und hat gleich eine ganze Uni in die leerstehenden Fabriken geholt. Dazu Atelierstiftungen und Kreativwirtschaft.
Die ehemaligen vietnamesischstämmigen Gastarbeiter durften nach der Wende endlich langfristig da bleiben. Sie konnten Familien gründen und sind immens an der Aufwertung des Viertels beteiligt. Das Niveau der Grund- und Weiterführenden Schulen hat sich enorm gesteigert.
Ich kann den Teil der Bevölkerung verstehen, der Angst vor Gentrifizierung hat. Aus meiner Sicht jedoch, hat Schöneweide lebensqualitätstechnisch die beste Phase seit Jahrzehnten.


Bist Du noch manchmal hier, wenn ja, was hat sich alles verändert?

Fine:
Ich habe bisher alle Menschen, die mir wichtig waren, mal durch OSW geschleust, inklusive Madeleine. Vor Jahren habe ich mal im Kranhaus gespielt als Freunde dort ihren 30. Geburtstag feierten.
Madeleine und ich haben in Schmöckwitz auf dem Zeuthener See den Segelschein gemacht, dort wurde uns eine bestimmte Ärztin auf der Griechischen Allee empfohlen, bei der der Sehtest für Segler besonders günstig wäre. Da haben wir dann einen schönen Fahrradausflug hin gemacht.

Auch meine Hebamme hat ihre Praxis in Johannisthal. Eine tolle Type, was hätte ich ohne Anja gemacht. Auf dem Rückweg von den Untersuchungen habe ich mich dann manchmal mit einem Schöneweider Eis und Kindheitserinnerung (jetzt neu mit eigenem Kind im Bauch!) belohnt.
Christel, die erste Kindergartenerzieherin von meiner Tochter wohnt in Niederschöneweide in einer tollen Wohnung mit Balkon auf die Spree, dort sind wir manchmal zu Besuch und wenn wir dann wieder in unsere rumpelige Sonnenallee fahren, frage ich mich, was der Quatsch eigentlich soll.

 
Fine's Mama. Bauch-Fine. Berlin


Was wünscht ihr euch für Berlin/ bzw. Neukölln wo ihr aktuell wohnt und für Oberschöneweide?

Fine:
Als Kind habe ich immer von einer Fußgängerbrücke über die Spree geträumt, damit mein Schulweg kürzer ist. Jetzt gibt es den Kaisersteg wirklich. Einige Wünsche sind also schon in Erfüllung gegangen.
Ich habe das Gefühl, es wird härter. Nachdem es nach der Wende zwar ganz hart war, sich aber auch neue Möglichkeiten aufgetan haben, werden jetzt die letzten Freiflächen verteilt, Clubs geschlossen, Fördergelder für soziale Projekte gestrichen, landeseigene Gelände verkauft, Mietwohnungen in Eigentumswohnungen umgewandelt.
Ich wünsche mir mehr Investitionen in sozialen Wohnungsbau. Ich wünsche mir mehr Kindergärten und dass die Erzieher*innen besser bezahlt werden. Überhaupt alle, die im Sozialwesen arbeiten. Das sind aber eher globale Wünsche.

Für Schöneweide wünsche ich mir, dass die jungen Leute, die hier mit frischen Ideen und Konzepten für Cafés, Ladengeschäfte, Kreativ-Büros etc. kommen, sich mit den Viertelbewohnern austauschen und alle sich ohne Vorurteile aneinander gewöhnen. Die neuen Zeiten sind längst angebrochen und ich freue mich über die Nutzung der schönen Gebäude. Das ist die neue Chance und ich hoffe auf Nachbarschaftlichkeit und Miteinander.

Matrosenhunde. "Ich bin nie weg, nur woanders."

Ich glaube nicht, dass sich der Wandel aufhalten lässt und deshalb wäre ich gerne dabei und wünsche mir, dass auch andere dabei sind: Geht wählen, organisiert euch, lernt eure Nachbarn kennen, redet miteinander, helft einander, räumt den Kiez auf, veranstaltet ein Straßenfest, trennt Müll, setzt Eure Mieterrechte durch – der Mieterschutzbund hilft.
Und weil das hier ein Wunschkonzert ist, wünsche ich mir noch eine Straßenbahn für Neukölln (die fehlt mir hier im Westen am meisten), für Oberschönerweide ein Flussbad an der Nalepastraße und natürlich, dass die Spree Badequalität hat!

Madeleine:
Ich kann Fines Ausführungen eigentlich kaum etwas hinzufügen. Ich wünsche mir, nebst Radbahn, Hinterhofgärten und wegweisenden Projekten vor allem: Organisches Wachstum. Nachhaltigen Städtebau und gesellschaftliche Teilhabe an urbanen Prozessen, nicht nur kurzsichtigen „Ausverkauf“ der Stadt an die Meistbietenden. Weniger Parallelgesellschaft und mehr Miteinander: Hinsehen, zuhören, aufeinander achten. Denn eine Stadt besteht nicht aus Beton und Fahrbahnmarkierungen, sondern aus den Menschen, die sie definieren.




the end. fast. Denn

Wir haben uns gleich noch mal getroffen und haben mit Fine eine Fahrradtour durch Oberschöneweide gemacht. Ihr das heutige OSW und das Wasser gezeigt, das man früher nur erahnen aber kaum sehen konnte und schon gar nicht am Ufer entlang spazieren konnte. Wir haben versucht uns vorzustellen, wie  es früher hier war und sie hat uns gezeigt wie weit ihre Welt ging (sie fing in der Rathenaustraße über der Metzgerei an und ging bis zur heutigen Sparkasse  an der Firlstraße. Am Ende ihrer Welt in ihrer Kindheit stand da kein Haus. )

Sie meint es rieche besser als früher. Wir glauben ihr und sehen Schöneweide nun anders und von nun an auch immer ein wenig aus ihren Augen.


Heute. Fine. Oberschöneweide. Peter-Behrens-Bau.


Matrosenhunde
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Fotos und Bilder: Matrosenhunde
zusammengetragen von Leo
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